Die Nachricht von Google, den eigenen Reader für RSS-Feeds einzustellen, hat im Netz für viel Wirbel gesorgt. Nun ist das Ende des Dienstes also besiegelt: Am 1. Juli ist Schluss mit Googles Newsreader. Betroffen sind neben dem Webinterface aber auch Apps von Drittanbietern, die sich mit dem Google Reader synchronisieren. Viele Blogger, Journalisten und "News-Interessierte" müssen sich in den nächsten drei Monaten nach Alternativen umsehen. Ist die Aufregung um Googles Entscheidung begründet?
Im offiziellen Google Blog heißt es, die Nutzung des Feedreaders sei seit dem Start 2005 stetig gesunken und man möchte sich auf weniger Produkte konzentrieren. Auch wenn sich der Reader nicht bei der breiten Masse von Nutzern etablieren konnte, ist er doch für viele zu einem zentralen Werkzeug zur Ordnung der täglichen Informationsflut und zur Verwaltung unterschiedlichster Quellen geworden.
Bedeutet die Einstellung des Readers auch das Ende des RSS-Formats? Fakt ist, dass RSS in weiten Teilen von Social Media abgelöst und damit immer unbedeutender wird. Längst nutzen wir Twitter, Facebook und Google+ mit ihren Listen, Feeds und Kreisen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Blogbetreiber können ihre Beiträge bequem über die sozialen Netzwerke teilen und verbreiten. Vor diesem Hintergrund scheint das Ende des Newsreaders aus der Sicht von Google nur konsequent zu sein. Google setzt andere Prioritäten und möchte sein Netzwerk Google+ als attraktive Nachrichtenplattform weiter etablieren.
Ich gebe zu, selbst ein regelmäßiger und aktiver Nutzer des Newsreaders zu sein. So wurde auch ich von Googles Entscheidung überrascht. In jedem Ende liegt aber auch ein Neubeginn. Möglicherweise bedeutet das Ende des Google Readers den Start für neue Projekte und Innovation im RSS-Sektor. Schon heute gibt es Alternativen, die einen Blick wert sind:
- Feedly: Der Reader ist wie ein Magazin aufgebaut und punktet mit übersichtlicher Darstellung. Neben Plug-ins für die gängigen Browser sind Apps für Android und iOS im Angebot. Ein Import der bislang gesammelten RSS-Feeds ist problemlos möglich, ebenso gibt es zahlreiche Sharing-Möglichkeiten. Für die Zukunft arbeitet man bei Feedly daran, die Google Reader-API zu klonen und später auch Drittanbietern zugänglich zu machen.
- Flipboard: Ein News-Aggregator, bei dem der Nutzer die Möglichkeit hat, RSS-Abos in sein Flipboard-Magazin zu integrieren. Allerdings hat das Tool eine Einschränkung: Flipboard kann nur auf dem Smartphone oder Tablet genutzt werden, eine Desktop-Version gibt es nicht.
- Fever: Ein kostenpflichtiges Tool (Preis: 30 US-Dollar), das auf dem eigenen Webserver installiert wird und mit dem man seine RSS-Feeds selbst verwalten kann. Besonders relevante Beiträge werden automatisch herausfiltert.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich: Das Ende des Google Readers ist zwar bedauerlich, aber nicht alternativlos. Bis zur Einstellung am 1. Juli bleibt genügend Zeit, seine Feeds auf andere Plattformen umzustellen bzw. sich nach einem Ersatz für den Google Reader umzuschauen. Übrigens: Der Export von RSS-Feeds aus dem Reader ist via Google Takeout problemlos möglich.
Wie sehen Sie das Ende des Google Readers? Nutzen Sie bereits Alternativen?